Pfandflaschen sollen nicht im Müll landen und für alle jene zugänglich sein, die sammeln.

Unter dem Motto „Pfand gehört daneben“ – nämlich neben den öffentlichen Mülleimer – haben Ehrenamtliche in Wolfenbüttel Pfandhalter konzipiert und inzwischen 50 Stück an Mülleimern, zum Beispiel am Stadtmarkt, angebracht. Der Sinn: Menschen, die Pfandflaschen sammeln, müssen nicht mehr mit ihren Händen in den Mülleimern herumwühlen.

Oft seien es Obdachlose, die die Pfandflaschen in der Öffentlichkeit zusammensammelten, um das Pfand einzulösen und so das bisschen Geld, das sie haben, aufzubessern, beschreibt Pascal Fromme, Nachhaltigkeitsexperte von Fritz-Kola, die Situation: „Das ist ein Akt der Unmenschlichkeit. Die Pfandhalter tragen somit zu mehr Menschlichkeit bei.“ Fritz-Kola ist Partner dieses Projektes, das weitere 60 Partner, darunter auch Wolters, unterstützen.

Die Idee zu dem Projekt stamme aus einer Sprechstunde bei Bürgermeister Thomas Pink, erzählt Tim Hain von der Stadtjugendpflege. Tenor: Wenn sich jemand finde, der das umsetzen möchte, dann gern. Und es fanden sich Ehrenamtliche. Nach dem Vorbild von Pfandringen, die es in rund 60 deutschen Städten schon gibt, tüftelten sie an einer Variante für Wolfenbüttel. Das Wort „Pfandring“ dürfe jedoch nicht verwendet werden, weil es geschützt sei.

Ein Pappmodell habe den Anfang gemacht, berichtet Stephan Augustyniak, der sich an dem Projekt beteiligte. Weiter sei es mit einem 3D-Drucker gegangen. Doch wer sollte die Pfandhalter schließlich umsetzen?

„Wir haben die Lebenshilfe angeschrieben und regionale Metallbauer“, erzählt Augustyniak. Schließlich habe PMS Schweißservice aus Wolfenbüttel den Auftrag erhalten und die Pfandhalter aus rostfreiem Edelstahl hergestellt.

Die Finanzierung übernahmen die Curt Mast Jägermeister Stiftung und die Stiftung Braunschweiger Land. Zwei Jahre sind von der Idee bis zur Umsetzung ins Land gegangen. „Eine ganz normale Zeitspanne ne für so ein Projekt“, sagt Manja Puschnerus, Geschäftsführerin der Curt Mast Jägermeister Stiftung. Sie würde sich freuen, wenn die Idee bei den Wolfenbüttelern Anklang findet. Dann könne das Projekt, das jetzt hauptsächlich im Bereich der Okerumflut umgesetzt wird, auch noch ausgeweitet werden, pflichtete ihr auch Martin Roßa von der Curt Mast Jägermeister Stiftung bei.

Die Pfandhalter passen zum Design der meisten Mülleimer in der Stadt. Stephan Augustyniak und Rainer Demuth gehörten zu den Ehrenamtlichen, die all die Pfandhalter an Papierkörbe anschraubten. Die Schrauben sind mit einem Kleber versehen, der es erschwere, die Pfandhalter zu stehlen.

Pascal Fromme gab zu bedenken, dass bundesweit jährlich Pfandgüter für 180 Millionen Euro auf dem Müll landeten oder einfach in die Umwelt geworfen würden: „Das muss doch nicht sein. Daher: Pfand gehört daneben.“

Foto/Text: Stephanie Memmert, Braunschweiger Zeitung vom 09.09.2020