Propst Dieter Schultz-Seitz bedankt sich bei der Jägermeister Stiftung.

Curt Mast Jägermeister Stiftung Gottesdienste Internet

Ein Turm voller Technik (hinten), davor (von links) Dieter Schultz-Seitz, Manja Puschnerus, Claudia Droste und Stefan Lauer. Fotos: Frank Wöstmann

Wolfenbüttel. Bei mancher Neuerung fragt man sich im Nachhinein, warum man noch nicht früher drauf gekommen ist. So geschehen beim jüngsten Digital-Angebot der Innenstadt-Gemeinden St. Marien und St. Trinitatis: Beide Wolfenbütteler Kirchen bieten neuerdings einen Youtube-Kanal an, auf dem man die jeweiligen Gottesdienste verfolgen kann. Möglich wurde dies durch einen Zuschuss der Curt Mast Jägermeister Stiftung, denn die erforderliche Technik war nicht ganz billig.

Bei einem Pressegespräch bedankten sich nun Propst Dieter Schultz-Seitz für die Hauptkirche und Pfarrer Stefan Lauer (Trinitatis) bei Manja Puschnerus vom Stiftungsvorstand. „Erst durch diese Zuwendung konnten wir die vier Kameras und die weitere Technik anschaffen.“ Das System ist nun schon ein paar Monate online und hat diese Einführungsphase überstanden. Die eigentliche Übertragung und auch die Kameraführung steuert (mittlerweile recht routiniert) Küsterin Claudia Droste. Sie sitzt beim Gottesdienst in der ersten Reihe und entscheidet auf dem Tablet, welche der Kameras aktiviert wird. „Ich bin ja an den Ablauf gewöhnt und weiß, wen ich als nächstes ins Bild nehmen muss.“

Der Propst betont, dass die Besucher nicht gefilmt werden sollen. „Die Persönlichkeitsrechte bleiben gewahrt. Es geht uns um Altar, Kanzel, Orgel und die Sprecher.“ Ein Schild am Eingang weist zudem darauf hin, dass fest installierte Kameras im Einsatz sind. „Zusätzlich sind wir jetzt dazu übergegangen, die Technik außerhalb der Gottesdienste auch zur Raumüberwachung zu nutzen.“ Diese Kontrollbilder werden allerdings nicht online gestellt, sondern vorübergehend gespeichert.

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Propst Schultz-Seitz mit Claudia Droste am Tablet, von dem sie die Übertragungen der Gottesdienste steuert.

Eine besondere Herausforderung brachte die Akustik mit sich. Denn was im großen Kirchenraum beeindruckend klingt, sorgt bei laienhafter Aufzeichnung gerne mal für Rückkopplungen. „Wir sind aber begeistert von den Leistungen der Firma Seis-Akustik in Hannover“, betont Schultz-Seitz. Nicht nur die Stimmen der Beteiligten, sondern auch große und kleine Orgel sowie der Gesang der Gemeinde seien online gut zu verstehen.

Den Link zum Kirchenkanal auf Youtube kann man auf der Homepage der Gemeinden (www.marien-trinitatis-wf.de) finden. Dort kann man den Gottesdiensten entweder live oder zeitversetzt folgen. „Die einzelnen Videos bleiben rund zwei Wochen im Archiv, dann werden sie gelöscht“, sagt Stefan Lauer. Die Reichweite der Predigten dürfte sich seit Einführung der digitalen Technik enorm gesteigert haben. „Die Analyse der Klicks hat ergeben, dass wir schon bei 50 bis 100 Besuchern liegen.“

Das dürfte mehr werden, denn die Rückmeldungen sind überaus positiv. Es geht nicht nur um Menschen, die aus Corona-Gründen das Haus nur ungern verlassen. Auch Menschen mit Behinderungen freuen sich darauf, wieder in Kontakt mit der Gemeinde zu kommen. „Kürzlich hat mir ein 94-jähriger Besucher ein Lob ausgesprochen für die Aktion“, erzählt Schultz-Seitz. „Machen Sie weiter so!“ Keine Frage: Die Gesellschaft ist durch die Pandemie digital-affin geworden – und das trifft auch auf viele Senioren zu.

Doch die Nutznießer des neuen Angebots sind noch viel breiter gestreut. Ob es Wolfenbütteler sind, die in aller Welt leben. Oder Menschen, die bei einer Familienfeier (auch Hochzeit und Konfirmationen lassen sich übertragen) nicht dabeisein können. Noch ein Beispiel: Voriges Jahr zu Weihnachten war eine Aufführung des Krippenspiels aus Distanzgründen nicht machbar. „Wir haben also an unterschiedlichen Orten Szenen gedreht und die dann später in den Gottesdienst eingebaut.“

Natürlich peilen die Gemeinden keine Hollywood-Qualität an. Trotzdem besteht ein gewisser Anspruch. So steht bei jeder Übertragung im Internet, werlche Lieder geplant sind. „So können unsere Besucher auch zuhause mitsingen.“ Manja Puschnerus von der Stiftung äußerte sich begeistert. „Wir fanden das Projekt ja ohnehin schon förderungswürdig. Aber was ich hier noch von den vielen Nutzungsmöglichkeiten höre – toll.“     Fw