Der Preis unserer Zeitung soll das Ehrenamt würdigen – die Verleihung wurde im Filmpalast gefeiert.

Wolfenbütteler des Jahres 2022

Für die Preisträger des Ehrenamtspreises unserer Zeitung haben wir den roten Teppich ausgerollt. DARIUS SIMKA/REGIOS24

Lukas Dörfler

Wolfenbüttel. Der Wolfenbütteler des Jahres 2022 steht fest. Es ist eine Wolfenbüttelerin: Vivian Thiel, Gesundheits- und Krankenpflegerin im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel. Die Verleihung des Ehrenamtspreises unserer Zeitung fand im Filmpalast in Wolfenbüttel statt.

Es war eine Premierenfeier im wahrsten Sinne des Wortes, denn wie bei der berühmten Oscar-Verleihung in Los Angeles flanierte das Publikum über einen roten Teppich in den Filmpalast. Auch Filmpalastleiter Bengin Hesko hieß die Teilnehmenden willkommen. In den gläsernen Kino-Schaukästen prangten statt der sonst üblichen Plakate der Kinostars nun Poster von den Kandidatinnen und Kandidaten des Wolfenbüttelers des Jahres. Hesko selbst bekam den Ehrenamtspreis unserer Zeitung übrigens 2019.

Vivian Thiel setzte sich im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel über Vorschriften hinweg und ermöglichte im tiefsten Lockdown einer sterbenden Frau im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel Besuch von ihrem Mann. Sie nahm allen Mut zusammen und schrieb im Namen der gesamten Station 2.3. einen offenen Brief an das Ethikkomitee des Klinikums und bewirkte ein Umdenken in der Pandemie: Das Klinikum änderte sein Hygienekonzept.

Seit diesem Zeitpunkt müssen sich alle Besucherinnen und Besucher auf den Covid-19-Virus testen lassen, bevor sie das Klinikum betreten dürfen. Patientinnen und Patienten, die palliativ behandelt werden, dürfen dank Thiels Engagement auch im Lockdown rund um die Uhr Besuch bekommen. Vivian Thiels Motivation: „Es ist unerträglich, wenn sterbende Menschen am Ende ihres Lebens nicht mit ihren Liebsten zusammen sein dürfen.“

Chefredakteurin Dr. Kerstin Loehr zeigte sich von dem Engagement beeindruckt: „Dass die junge Krankenpflegerin sich nicht mit diesem Einzelfall zufrieden geben will, sondern für ihre ureigene Überzeugung und gegen das vom Bund verordnete Besuchsverbot kämpft, den offenen Brief ans Ethikkomitee schreibt und für diese Fälle eine Einzelfallentscheidung fordert, das wirkt nach, gibt zu denken: Hätte ich selbst so etwas gewagt?“

Vivian Thiel

Es ist unerträglich, wenn
sterbende Menschen am
Ende ihres Lebens nicht
mit ihren Liebsten
zusammen sein dürfen.

Vivian Thiel,
Wolfenbüttelerin des Jahres

Vivian Thiel ist Wolfenbüttelerin des Jahres 2022

Stellvertretend für Vivian Thiel überreichte Kerstin Loehr (links) den Preis an Wenke Lubosch und Axel Burghardt. DARIUS SIMKA

Wolfenbütteler des Jahres 2022 - Zweiter Platz Rolf Hantelmann

Den zweiten Platz gewann Rolf Hantelmann. Die Laudatio hielt Manja Puschnerus. DARIUS SIMKA/REGIOS24

Wolfenbütteler des Jahres 2022 - Dritter Platz

Stephanie Memmert präsentierte Platz drei. Er ging an die Schüler der Carl-Gotthard-Langhans-Schule. DARIUS SIMKA/REGIOS24

Den zweiten Platz belegte Rolf Hantelmann aus Hemkenrode. Der 80-jährige ist ein Tausendsassa. Es gibt wohl nichts in seinem Heimatdorf, das er noch nicht repariert hätte. Manja Puschnerus, Vorständin der Curt Mast Jägermeister Stiftung, sagte über ihn: „Er ist einer dieser stillen Helden, die man selten sieht, ohne die aber vieles nicht funktionieren würde. Verlässlich wie ein Uhrwerk wirkt er im Hintergrund, fragt nicht, sondern macht einfach und das seit Jahrzehnten.“ Die Curt Mast Jägermeister Stiftung ist seit Beginn der Veranstaltungsreihe Partner der Wolfenbütteler Zeitung.

Der dritte Preis ging an die Schülerinnen und Schüler der Carl-Gotthard-Langhans-Schule. Sie gestalteten eine Gedenktafel auf dem Wolfenbütteler Friedhof und erinnern so an die Opfer des Nationalsozialismus in Wolfenbüttel. Die Metallbauklasse stellte das Gestell her. Schüler aus vier verschiedenen Klassen erarbeiteten die Inhalte. Konkret befassten sich die Schüler mit den Schicksalen von Fritz Fischer, Alfred Perkampus, Alfred Müller, Paul Pawelski, Herrmann Müller, Fritz Röttger, Heinrich Wedekind und Kurt Strupat.

Das für diese Männer bestehende Gräberfeld auf dem Friedhof Lindener Straße war bisher unscheinbar. Ein schlichter Grabstein nannte unter der Inschrift „Zum Gedenken an die Opfer des Faschismus in Wolfenbüttel“ die Namen der acht NS- Opfer. Eine Erläuterung zu den Hintergründen fehlte bisher gänzlich. Die haben nun die Schüler nach intensiven Recherchen nachgeliefert. „Wir müssen uns immer für eine Seite entscheiden. Neutralität hilft dem Unterdrücker und niemals dem Opfer. Schweigen ermutigt den Folterer und niemals den Gefolterten“, zitierte Stephanie Memmert in ihrer Laudatio den Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel.

Die drei Erstplatzierten erhielten Pokale und Ehrenurkunden. Stephanie Memmert versicherte, dass sich alle fünf Kandidatinnen und Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Abstimmung geliefert hätten. „Eigentlich gibt es bei unserem Ehrenamtspreis nur Gewinner“, sagte Memmert. Sie überreichte Reinhold Dreger, der die Heimatstube Ahlum leitet, sowie Andre Volke und Henning Kramer, die sich unendlich für die Ukrainehilfe engagieren, Ehrenmedaillen.

Den musikalischen Part hatten Maya Steinbach (Geige) sowie Max Maschke (Orgel) und Tiana Friese (Gesang) übernommen. Zu Maya Steinbachs Geigenspiel (Circle of Life) wurden auf der Kinoleinwand Szenen aus dem König der Löwen gezeigt. Max Maschke und Tiana Friese drückten musikalisch aus, was den künftigen Schaffensdrang der Kandidaten widerspiegelt: „Don’t Stop Me Now“ von Queen.

Ein Get-Together im Foyer des Kinos mit Büfett sowie Jägermeister-Bar rundete die Veranstaltung ab.

Das ist der Preis

Das Projekt: Sie sind die stillen Helden des Alltags. Sie sind für andere da, engagieren sich und setzen sich für verschiedene Projekte ein. Diese Menschen wollen wir aus dem Schatten ins Licht der Öffentlichkeit holen und ihnen danken.

Der Partner: Unterstützt wird diese besondere Aktion von der Curt Mast Jägermeister Stiftung.

Quelle: Wolfenbütteler Zeitung, Freitag, 2. September 2022